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The Voice of IoT. April 2022

«Die Entwicklung einer Smart City ist nur mit starken Partnerschaften möglich»

Vor genau einem Jahr, im April 2021, ist aus einer Initiative der Firma Sensioty AG und der Wirtschaftsförderung der Stadt Grenchen das Smart City Lab Grenchen entstanden. Den Initianten war bereits am Anfang wichtig, ein Ökosystem aus verschiedenen Anspruchsgruppen zu schaffen. Deshalb war es ein Glücksfall, dass auch die Stadt Grenchen mit der Wirtschaftsförderung das Projekt unterstützt hat und aktiv begleitet.
Sascha Nussbaumer, Präsident Smart City Lab Grenchen
Susanne Sahli, Wirtschaftsförderin der Stadt Grenchen
Sascha Nussbaumer & Susanne Sahli
Die Entwicklung einer Smart City ist eine Aufgabe, die starke Partnerschaften aus unterschiedlichen Fachbereichen benötigt. Die Mitglieder können so gegenseitig Ihre Expertise einbringen und mittels gemeinsamer Projekte neue Lösungen für eine Smart City initiieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse stehen so allen zur Verfügung und bringen die Community als Ganzes weiter. Technologien wie das «Internet der Dinge» sind dabei eher zweitrangig. Es ist ein wichtiger Bestandteil einer vernetzten Smart City, jedoch sollte der Mensch und der Nutzen der Technologie im Mittelpunkt stehen. Die Digitalisierung stellt hierbei kein Selbstzweck dar, sondern ist lediglich ein Hilfsmittel um eine Stadt smarter zu machen. Je nach Problemstellungen sind vielleicht analoge Lösungen sinnvoller. Als Beispiel die Bürgerpartizipation. Diese funktioniert analog meist besser, da die Menschen miteinander agieren müssen und sich in den Prozess der Partizipation aktiv einbringen müssen. Ein gutes Beispiel für analoge und digitale Bürgerpartizipation war der «Smart Citizen» Workshop, bei dem wir mit Bürgern ein Umweltsensornetzwerk zusammengebaut haben.
Damit Systeme vernetzt werden können, ist uns beim Einsatz von digitalen Technologien die Nutzung von offenen Schnittstellen wichtig. So können neue Lösungen durch Synergien von bestehenden Lösungen erst möglich gemacht werden. Wie das Nervensystem eines Menschen, soll auch das Nervensystem einer Stadt miteinander vernetzt werden können, ohne dabei die Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz zu beinträchtigen. Letzteres ist uns sehr wichtig, da Menschen in die Technologie Vertrauen haben müssen. Die Bevölkerung sollte stets ins Zentrum der Entwicklung gesetzt werden. Schliesslich gilt es deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Zudem fördert dies die Akzeptanz für technologische Lösungen zu Themen wie Sicherheit, Datenschutz und Nutzertauglichkeit. In diesen Aspekten ist es wichtig eine Smart City nach offenen Grundsätzen zu entwickeln. Der Bevölkerung muss durch Co-Creation-Ansätze aufgezeigt werden was mit den Daten geschieht und die Privatsphäre und der Datenschutz ebenfalls mit einbezogen werden. Eine offene Smart City ermöglicht auch den offenen Datenaustausch nach dem Prinzip «Open-Data». Wie die physische Infrastruktur, soll auch die digitale der Gemeinschaft zugänglich sein. Dies fördert die Akzeptanz der Bevölkerung. Das Projekt «Sidewalk Toronto» von Google ist aus diesem Grund gescheitert. Wenn Konzerne die Daten- und Deutungshoheit für sich beanspruchen, wird dies zwangsläufig zu Widerstand führen. Den Bürgern ist eine offene und transparente Digitalisierung sehr wichtig, dies hat sich zuletzt bei der Abstimmung der schweizweiten E-ID gezeigt. Technologie soll nicht alleine den Konzernen und der Wirtschaft überlassen werden, es braucht eine aktive Partizipation zwischen allen Beteiligten um Vertrauen zu schaffen.
Das Smart City Lab Grenchen steht erst am Anfang dieser Entwicklung. Es gilt jetzt die Community in diesem Ökosystem zu entwickeln und als «Facilitator» die Anspruchsgruppen zusammenzubringen. In den kommenden Jahren möchten wir noch einiges erreichen. Nebst einer etablierten «analogen» Plattform, möchten wir auch eine «digitale» wie eine gemeinsame IoT-Infrastruktur und Open-Data-Plattform aufbauen. Mit dem Ziel die Technologie als «Enabler» neuer Smart City Lösungen nutzen zu können und damit dem Ziel einer «offenen» Smart City näher zu kommen.

Biographie Sascha Nussbaumer


Sascha Nussbaumer ist Co-Founder & UX Craftsman bei der Sensioty AG, einem Hard- und Softwareunternehmen mit Schwerpunkt «Internet der Dinge» und «Smart City». Sein Stärken liegen seit vielen Jahren in den Bereichen User Experience Design, Requirements Engineering und IT-Projektleitung. Bereits seit der Jahrtausendwende befasst er sich leidenschaftlich mit der benutzerzentrierten Entwicklung von interaktiven Systemen. User Centered Design ist für ihn nicht nur ein Motto, er hat dies auch in zahlreichen Kundenprojekten erfolgreich umgesetzt. Er verantwortete in einem früheren Unternehmen den Fachbereich Requirements Engineering und etablierte User Experience als ganzheitliche Denkweise in seinem Bereich. Später war er als Mitglied der Geschäftsleitung, sowie Verwaltungsratspräsident bei einem KMU in Solothurn tätig. Er gilt als Initiant des Smart City Lab Grenchen und präsidiert den Verein seit der Gründung am 8. April 2021.

Biographie Susanne Sahli


Susanne Sahli ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der Beratungsfirma True Colours GmbH Grenchen (seit 2011) und Hongkong (seit 2006). In Hongkong war sie zudem Präsidentin der Schweizer Handelskammer (2011-2014) und wurde 2018 zum Ehrenmitglied ernannt. Sie ist Gastdozentin an der FHNW und unterstützt die EMBA Lehrgänge der BFH als Expertin. Seit 2016 ist sie im Vorstand des Fördervereins Gründerzentrum Kanton Solothurn (GZS) und wurde 2020 zur Präsidentin gewählt. Susanne Sahli hat ein Höheres Wirtschaftsdiplom vom Institut für Kaderschulung in Bern und ist zertifizierter Leadership Coach. Weiterbildungen hat sie u.a. an der Business School MIT/Sloan (USA) abgeschlossen. Aktuell führt Susanne erfolgreich die Wirtschaftsförderung der Stadt Grenchen und war massgeblich an der Initiative des Smart City Lab beteiligt.

Das Smart City Lab Grenchen


Im April 2021 ist aus einer Initiative der Firma Sensioty AG und der Wirtschaftsförderung der Stadt Grenchen das Smart City Lab Grenchen entstanden. Es handelt sich um einen offenen Verein mit weiteren Mitgliedern wie die Höhere Fachschule für Technik Mittelland (HFTM), die Städtischen Werke Grenchen (SWG), Gemeinschaftsantennen-Anlage Region Grenchen AG (GAG) und weitere Partner aus der Privatwirtschaft.

Das Smart City Lab Grenchen hat zum Ziel, unter Einsatz von digitalen Technologien eine effiziente, ökologische und sozial inklusive Stadtentwicklung im Lebensraum Grenchen und Umgebung zu fördern. Hier wird der Ansatz einer «offenen» Smart City verfolgt, wobei Interessensvertretern aus Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung miteinander vernetzt werden. Veränderungen in Gesellschaft und Technologie können so frühzeitig erkannt und aktiv begleitet werden.

Mit gezieltem Wissenstransfer sollen Veranstaltungen zu Themen wie eGovernment, Smart Mobility, Smart Environment & Energy, Smart Economy & Farming, Smart Living und Smart Citizen durchgeführt werden. Erste Veranstaltungen haben letztes wie auch dieses Jahr bereits stattgefunden. Unter anderen zu Themen wie Bürgerpartizipation und Smart Care. Weitere sind für die kommenden Monate geplant. Darunter ein Meetup zum Thema «Cyber Angriffe und Fake News» am 07. April im Parktheater Grenchen.

Der Verein vereint unterschiedliche Experten aus den Bereichen Politik, Digitalisierung, Energie, Telekommunikation und Stadtplanung zu einem interdisziplinären Team. Als Präsident des Vereins wurde Sascha Nussbaumer gewählt. Er ist Gründer von Sensioty AG, die sich mit Technologien im Bereich des «Internet der Dinge» befasst. Als Beirat der Wirtschaftsförderung der Stadt Grenchen ist Susanne Sahli als Bindeglied zwischen der Stadt und dem Smart City Lab aktiv beteiligt. Sie stellt den engen Kontakt zwischen dem Smart City Lab und der Verwaltung sowie Wirtschaft sicher.